Gästebucheintrag
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Hallo,
wie zum Teufel kann man denn Bausoldaten würdigen? Zu feige den Wehrdienst abzuleisten und dann aufregen wenn es schwerer kam als bei der Fahne.
Ich verstehe es nicht aber heute wird ja jeder gewürdigt der irgendwas verweigert. Schlimm sind nur die Menschen die dann noch ne Träne weinen. Wie viele sind durch den Gebrauch einer Waffe beim Übungsschießen gestorben? Schreibt doch darüber mal was, immerhin hatten die Jungs den Mumm was für ihr Vaterland zu tun und sich nicht zu drücken, aus was weiß ich für Fadenscheinigen Gründen.
Jakob
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Kommentar
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Zunächst hätte ich mir gewünscht, dass Sie sich kurz vorstellen, damit ich Ihren Gästebucheintrag besser verstehen kann.
Es bestreitet niemand, dass es andere Soldaten in der NVA vielleicht teilweise noch schwerer hatten als manche Bausoldaten. Das muss an anderer Stelle aufgearbeitet werden.
Als Bausoldaten haben wir uns nicht vor der "Fahne" gedrückt. Der Dienst ohne Waffe war in der DDR gesetzlich verankert. Wir haben unseren Wehrdienst zunächst wie jeder andere auch antreten müssen. Die einzige Ausnahme war, dass wir keine Waffen in die Hand nehmen mussten. Dafür hatten wir körperlich schwere, gefährliche und teilweise gesundheitsschädigende Arbeiten zu leisten.
Fakt ist, dass wir als Bausoldaten nicht wie normale NVA-Angehörige betrachtet und behandelt wurden. Die Bausoldaten waren für das DDR-Regime vor allem "Staatsfeinde". So wurde das von der Stasi definiert, so wurde es den anderen NVA-Angehörigen eingeimpft und so wurden wir auch behandelt. Mit Feigheit hatte das nichts zu tun. Im Gegenteil, man musste sich dessen bewusst sein, dass dieser Schritt Konsequenzen für das ganze Leben hatte.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es in der NVA beispielsweise beim Übungsschießen schwere Unfälle gab, durch die viel Leid geschehen ist. Das aufzuarbeiten ist allerdings nicht die Aufgabe oder das Anliegen unserer Internetseite. Hier müssten andere aktiv werden. Obwohl diese Internetseite zunächst nur für die Proraer Bausoldaten gedacht war, ist die Entwicklung inzwischen weiter gegangen. Immer mehr andere ehemalige NVA-Angehörige äußern den Wunsch, ihre Erlebnisse mit Prora mitteilen zu können. Aus diesem Grund wurde gerade erst die Unterseite "Gebt Prora Geschichte!" eingerichtet. Dort bieten wir Ihnen die Möglichkeit, Ihre persönliche Geschichte mit Prora zu erzählen, unabhängig von Dienstgrad und Einheit.
Was für ein "Vaterland" war das eigentlich, das seine "Jungs" verunglücken ließ und alles wurde vertuscht und unter den Teppich gekehrt?! Die Namen der Opfer durften nicht öffentlich genannt werden. Über diese Unfälle durfte nicht gesprochen werden. Die Angehörigen wurden zum Schweigen verpflichtet. Die Stasi hat sich viel Mühe gegeben, die Namen der Verunglückten auszulöschen. Egal, zu welcher Einheit sie gehörten. Was ist das für ein "Vaterland", das mit seinen "Jungs" so umgegangen ist ??? Tobias Bemmann (E-Mail-Nr. 01)
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