Lothar Kühne (ehemals Major und Offizier für kulturpolitische Arbeit im Stab
des PiBB Mukran / BE ") E-Mailadresse Nr.: 17
 

Fragen eines ehemaligen Bausoldaten:
10.9.2007
Ich möchte an beide Vorgesetzte aus dieser Zeit zwei Fragen stellen: Im Sommer 84, ich glaube im Juli, gab es den ersten und einzigen Besuch eines Ministers bei einer Bausoldateneinheit. Danach gab es ein paar minimale Vergünstigungen für uns BS, die man uns bis dahin vorenthalten hatte. Was für Erinnerungen haben diese beiden Herren an dieses Ereigniss?
Und zweitens: Auf dieser Seite
http://www.zettmann.de/?Akteneinsicht:Abh%F6rprotokoll_-_das_Original:17.6.84 
ist der Beweis erbracht, dass Zimmer in Prora von der Stasi abgehört wurden. Was wußten Sie davon? Und mich persönlich würden auch technische Details interessieren: waren es die Steckdosen oder die Deckenleuchten, wo saßen die die abhörten, wurde flächendeckend abgehört?
Siegmund Veit  (E-Mailadresse Nr. 22)
 

Ein Versuch zu antworten
27.9.2007

Zum Ministerbesuch
Der damalige Minister für Nationale Verteidigung der DDR, Armeegeneral Heinz Hoffmann, besuchte das PiBB Mukran mit der angeschlossenen BE- 2 1984 gemeinsam mit dem damaligen Chef der Politischen Hauptverwaltung und späterem Nachfolger Heinz Kessler.
Mein unmittelbarer Beitrag in Vorbereitung dieses Truppenbesuches war eher profan, doch zu dieser Zeit und unter den gegebenen Umständen nicht einfach zu leisten. Neben der Vorbereitung meiner unterstellten Unteroffiziere für die fotografische Dokumentation des Besuches hatte ich die Blumen für die Begrüßung beider Generale zu besorgen. Auf der Insel waren zu dieser Zeit keine Schnittblumen aufzutreiben. Zum Glück fanden wir heraus, dass die Mutter eines Angehörigen des Truppenteiles in verantwortlicher Position in einem Gartenbaubetrieb in Barth tätig war. Diese Verbindung wurde genutzt und die Mutter sagte ihre Unterstützung zu. Die Bezahlung der Blumengebinde stellte kein Problem dar. Wir wollten unsere Dankbarkeit jedoch unbedingt beweisen und so fuhr ich erst einmal in das Fischkombinat Sassnitz. Dort erhielt ich mehrere 3- kg- Dosen Salzheringe. Mit Ihnen und dem LVO- Auftrag für die eigentliche Bezahlung fuhr ich am Vortag des Ministerbesuches gemeinsam mit dem entsprechenden Sohn im Trabant- Kübel nach Barth. In den Gewächshäusern staunte ich nicht schlecht über die dort herrschende Blütenpracht. Ohne Probleme erhielt ich zwei Blumensträuße. Einmal 25 langstielige rote Rosen und einen ebensolchen Strauß aus roten Nelken. Die Salzheringe wurden als besonderer Dank akzeptiert.
Am Tag des Truppenbesuches wurden die Blumen zur Begrüßung überreicht und verschwanden im Inneren des Hubschraubers. Für mich und meine beiden Unteroffiziere stand an diesem Tag wieder ein Trabant bereit und wir fuhren immer dem offiziellen Konvoi voraus. So entstanden auch Fotoaufnahmen vom Treffen des Ministers mit einigen (ausgewählten) Bausoldaten. Besondere Festlegungen oder konkrete Veränderung im Ergebnis dieses Besuches sind mir nicht bekannt oder sind mir nicht bewusst geworden.
 

MfNV


Zum Wirken der Staatssicherheit im Truppenteil
Ich hatte bereits erwähnt, dass die in unserem Bereich tätige Diensteinheit der „Verwaltung 2000“) relativ umfangreich war. Immerhin bestand sie aus bis zu fünf ständig im PiBB anwesenden Offizieren. Ihre Dienstzimmer befanden sich, abgegrenzt und zusätzlich mit Gittertüren gesichert, zwischen dem Stabsbereich und dem Flur, auf dem sich u.a. die Schneiderei, die Poststelle, die Bibliothek und auch der Traditionsraum befanden.
Ihre Informationen erlangten die Mitarbeiter des MfS auf die unterschiedlichste Weise und ebenso variantenreich war ihr Einwirken auf allgemeine militärische Belange. Nur einige Beispiele: Bereits bei der Aufstellung der Einheiten wurden die Listen der personellen Zusammenstellung der Züge und Kompanien bis hin zu den Zimmerbelegungen mit ihnen abgestimmt. Es kam auch vor, dass so kurzfristig Veränderungen veranlasst wurden. Die Vorgesetzten der Baukompanien (unabhängig von ihrer Dienststellung) wurden regelmäßig befragt. Einzelne Bausoldaten wurden zu Gesprächen in die Bibliothek „gebeten“ oder bis zur Gittertür im vorletzten Treppenhaus geführt. Regelmäßig erhielten diese Mitarbeiter auch regionale kirchliche Presseerzeugnisse und Publikationen…
Konkrete Kenntnisse über Abhöraktionen oder dabei eventuell eingesetzte Technik habe ich nicht. Darüber könnten nur die betreffenden ehemaligen Angehörigen des MfS Auskunft geben. Erinnern kann ich mich aber auf jeden Fall an ein Ereignis, das auf jeden Fall den Schluß auf die Nutzung derartiger Methoden zulässt. Die gesamte BE- 2 wurde zu einer politischen Information durch den Politstellvertreter in die „Holzoper“ befohlen. Nach dem Abrücken der Einheiten wurden alle Räume der BE durch Angehörige des Stabes auf eventuell zurückgebliebene Bausoldaten kontrolliert und die Zugänge zu den Treppenhäusern besetzt. Mitarbeiter der Verwaltung waren danach in den einzelnen Kompaniebereichen. In ihrer Begleitung befanden sich mehrere „Zivilisten“. Nach der Rückkehr dieser Personen wurden die Kompanieeingänge wieder freigegeben und auch die Information in der Kulturbaracke war kurz darauf beendet.
 

zurueck41

27.9.2007

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