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Herrliche Sonnenaufgänge über der vereisten Ostsee, zeitweise große Eisberge am Strand und eine unheimliche Stille konnte man in Prora im Winter erleben. Besonders wenn das Prorer Wiek komplett zugefroren war. Wenn man solche Naturschauspiele als Urlauber erleben kann, ist das großartig.
Für die Proraer Bausoldaten waren die harten Winter auf Rügen alles andere als ein Vergnügen. Man wurde immer wieder zu Sondereinsätzen gerufen, wo Schnee geschippt oder Eis gehackt werden musste. Dabei standen auch Nachteinsätze auf dem Programm, die bei der eisigen Kälte und Schneesturm sehr hart waren.
Ich wurde auch mehrmals zu sehr ungewöhnlichen Sondereinsätzen geschickt. „Kohle frei hacken“. Das Heizmaterial, das in den Heizhäusern verbrannt wurde, war eigentlich oft keine richtige Kohle. Es war wie schwarze, schlammige und verklumpte Erde. Wenn Frost dazu kam, dann wurden diese feuchten Haufen hart wie Beton. Im Januar 1987 ging es zeitweise nur
darum, die Heizhäuser „am Leben“ zu erhalten, damit sie nicht einfroren. Es war eine harte Schinderei, aus diesen Kohle-Eisbergen einige Brocken heraus zu hacken. Da der Heizwert dieses Materials so gering war, musste ständig nachgelegt werden. Manche Heizkessel hatten einen Abzug, der aus Eisenrohren bestand. Beim Verbrennen des feuchten Materials entstanden nicht nur giftige Abgase. In den Rohren kondensierten diese Abgase teilweise zu einer ekelhaften schwarzen Brühe, die die Eisenrohre innerhalb kurzer Zeit durchrosten ließen. Es musste immer wieder mit einfachen Mitteln abgedichtet werden. Dass diese giftige Brühe einfach im Erdreich versickerte, interessierte damals niemanden. An solchen Stellen konnte man gut erkennen, wie weit die DDR damals schon am Ende war. Nicht einmal für solche ehrgeizigen Projekte wie Mukran hatte man noch ausreichend Kohle.
Tobias Bemmann (Bausoldat von November 1985 - April 1987)
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