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24. Juli 2008


Der Insel auf ewig verbunden: der „Prinz“ von Prora

Prora. Heute von 19 Uhr an ließt der Berliner Autor, Historiker und ehemalige Bausoldat Stefan Wolter im Dokumentationszentrum Prora aus seinem Buch „Hinterm Horizont allein – Der Prinz von Prora“.
In diesem Buch arbeitet er seine Zeit als junger Spatensoldat der NVA auf. Der Block V des von den Nationalsozialisten geplanten und nie vollendeten Kraft-durch-Freude-Bades war für ihn wie für viele andere, die den Dienst an der Waffe verweigerten, ein Albtraum, der über die mit dem Spaten in der Hand und auf den Schulterstücken zu dienenden 18 Monate hinaus anhielt. Vor einem Jahr ist Wolters Buch im Projekte-Verlag Halle bereits in zweiter Auflage erschienen, ein Buch, das viel Zustimmung fand, aber auch Kritiker auf den Plan rief. So kam im vergangenen Jahr folgerichtig die Publikation auf den Markt: Der „Prinz“ von Prora im Spiegel der Kritik. Das Trauma NVA und Wir.
Kritik übt Stefan Wolter auch. Und zwar, wenn es um den Umgang mit der Geschichte geht. Das Thema Bausoldaten werde in Prora seiner Meinung nach zu wenig beachtet, gewürdigt, aufgearbeitet. „Diese Lesung ist für mich auch der Beginn einer engeren Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum. Mir geht es um einen respektvollen Umgang mit der Vergangenheit.“
Er möchte ein Zeichen setzen gegen die „komplette Entsorgung der DDR-Vergangenheit“ von  Prora. Immerhin waren in der größten Kaserne der Nationalen Volksarmee mehr als 15000 Uniformierte untergebracht, darunter viele Jugendliche. Über ihr Schicksal möchte Wolter insbesondere diejenigen jungen Leute aufklären, die heute auf dem Jugendzeltplatz in Prora Urlaub machen. Ihm ist es gelungen, in Block V der Anlage den ehemaligen Clubraum der Bausoldaten als authentischen Ort zu erhalten. Dort soll an die ehemaligen Bausoldaten erinnert werden. Daneben hat sich der Autor im Internet mit anderen früheren Bausoldaten organisiert und ein virtuelles Bausoldatenmuseum aufgebaut  (www.proraer-bausoldaten.de). Wolter bittet alle ehemaligen Bausoldaten, die Interesse daran haben, bei dieser Erinnerungsarbeit mitzuwirken, sich über diese Homepage bei den Proraer Bausoldaten zu melden. Ihre Zeit war besonders geprägt durch den Bau des Fährhafens Mukran. Der Blick von dort über das weite Meer war auch für Stefan Wolter immer wie eine Reise in die Freiheit. Wenigstens mit den Augen.
Er, 1967 in Eisenach geboren, hat Geschichte sowie Theologie studiert und lebt seit mittlerweile neun Jahren in Berlin-Prenzlauer Berg. Die Insel Rügen wird ihn immer wieder an seine Zeit als Bausoldat von 1986 bis 1988 erinnern. HOLGER VONBERG

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Stefan Wolter wird heute im Dokumentationszentrum Prora über seine Zeit als Bausoldat in Prora erzählen. Als solcher war er beim Bau des Fährhafens Mukran eingesetzt worden.
Foto: p.

zurueck99

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