Meine Jobs

Meine Tätigkeiten auf der “Baustelle” Mukran

Auf der ehemaligen Hafenbaustelle, dem heutigen Hafen Mukran mussten die Proraer Bausoldaten viele verschiedene Arbeiten verrichten. Meistens waren es sehr schwere, unangenehme und gefährliche Tätigkeiten.

Während meiner Bausoldatenzeit (November 1985 bis Februar 1987) wurden die Arbeitsstellen relativ oft gewechselt. Sobald man sich eingearbeitet und eingerichtet hatte, musste man wieder wechseln.

Meine erste Arbeitsstelle auf der Baustelle war ein Klassiker: Kabelgräben ausschachten.
Nicht ohne Grund hatte man ja auf den Schulterstücken einen Spaten. In manche der ausgeschachteten Gräben kamen später tatsächlich Kabel. Manchmal wurden aber auch Gräben mühevoll ausgeschachtet um anschließend von einer Planierraupe wieder zugeschoben zu werden, ohne dass das irgendeinen Sinn gehabt hätte. Andere Gräben wurden ausgeschachtet und blieben dann wochenlang unbeachtet. Wenn dann wirklich die Kabel hinein sollten, waren diese Gräben durch den sandigen Boden inzwischen wieder eingestürzt. Die Arbeit begann dann von vorne. Die Schachtgruppen hatten Namen wie
z.B. „KB I“

Sehr begehrt waren dagegen die Heizerposten. In den weit verstreut liegenden kleinen Heizhäusern wurde in verschiedenen Schichten gearbeitet. Begehrt waren diese Posten auch deshalb, weil man nicht ständig beobachtet werden konnte. Es tauchte zwar ab und zu unerwünschter Besuch („Säcke“ = Vorgesetzte) auf, aber deutlich weniger, als bei anderen Tätigkeiten. Außerdem waren in den Heizhäusern teilweise raffinierte „Warneinrichtungen“ von den Bausoldaten entwickelt worden, um vom unerwünschten Besuch nicht überrascht zu werden. So wurde z.B. eine kaum sichtbare Angelsehne im Heizhaus installiert. Das eine Ende wurde einfach in der Eingangstür eingeklemmt. Das andere Ende führte weit oben an der Decke in den kleinen Aufenthaltsraum, wo eine alte verrostete Schraube angebunden war. Unterhalb der Schraube befand sich eine zerbeulte Blechradkappe. Wenn nun im vorderen Teil der Halle die Tür geöffnet wurde, schnipste die Angelsehne nach oben und am anderen Ende fiel die Schraube mit lautem Geschäpper auf die Radkappe. Nun hatte man einige Sekunden Zeit, um verbotene Dinge wie z.B. Bücher, Schreibzeug,
Radio … verschwinden zu lassen. Oder man konnte sich noch schnell die verschlafenen Augen reiben und aufstehen. Diese „schöne“ Arbeit war mir nur 3 Arbeitszyklen lang vergönnt.

Sehr ungeliebt und gefährlich waren dagegen die „Anschlägerposten“, wo ich relativ lange beschäftigt war. Besonders gefährlich war es, wenn die so genannten „Molensteine“ verladen werden mussten. Das waren große unförmige Felsbrocken, die zum befestigen der Mole gebraucht wurden. Diese tonnenschweren Felsbrocken hatten ein Bohrloch, in die der Anschläger einen Keil schieben musste. Dann wurde der Keil mit mehreren Splinten fixiert. Normalerweise brachte sich der Anschläger nun in Sicherheit und gab dann dem Kranführer das Zeichen zum Anheben. Manche Kranführer, darunter auch so genannte „Baupioniere“, warteten dieses Zeichen nicht ab, was die Arbeit sehr gefährlich machte. Die teilweise riesigen Haufen konnten beim Anheben eines Steins verrutschen. Hierbei sind auch mehrere schwere Unfälle passiert. Auch das Entladen der „Ganzzüge“ war eine schwere Schinderei. Ein solcher Zug bestand jeweils aus vielen Schüttgutwagons. Besonders schwer ließ sich der grobe Schotter entladen, da sich die Steine in den Öffnungen der Wagen verkeilten. Häufig kamen diese Züge auch nachts an oder man musste im Freizyklus zum Sondereinsatz ausrücken.

Es gab aber auch ganz kuriose Posten. So wurde ich mehrere Monate als „Kaffeekocher“ eingesetzt. Der „Kaffeekocher“ saß in einem Baucontainer, wo zivile Baumeister ihre Büros hatten. Die Hauptaufgabe bestand darin, immer heißes Wasser, Kaffee und Tassen bereit zu halten, um bei Bedarf für die Baumeister Kaffee zu kochen. Luxus war dabei auch, dass sich in dieser zivilen Containeranlage nur ganz selten Armeevorgesetzte sehen ließen. Ich erlebte es in 4 Monaten nur einmal. Warum das so war, wusste man nicht. Dieser Posten war eigentlich für Bausoldaten geeignet, die aus gesundheitlichen Gründen nicht schwer arbeiten konnten. Warum ich ohne ein einziges Attest diesen Job so lange ausüben durfte, wird wohl immer ein Rätsel bleiben. Wollte man vielleicht Neid und Uneinigkeit unter den Bausoldaten schüren?

Tobias Bemmann (Bausoldat von November 1985 - April 1987)

Kaffeekocher

Der “Kaffeekocher” bei der Arbeit ...

Baucontainer

In dieser Containeranlage in Borchtitz befand sich der “Dienstraum” des Kaffeekochers

Elektrowerkstatt

Besuch in der Elektrowerkstatt in Borchtitz

zurueck04

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