Mein Weg zu den Spaten

Mein Weg zu den Spaten

Die Entscheidung zu den Spaten zu gehen, hatte sicherlich mehrere Gründe. Erst mal muss ich sagen, dass ich kein reiner Pazifist bin, friedliebend sicher, aber wenn jemand sich an meiner Familie vergreifen wollte, dann würde ich auch Gewalt ausüben können. Christlich war ich zur damaligen Zeit schon (katholisch) und sicher hat das auch zur Entscheidungsfindung beigetragen, aber hauptsächlich war es wohl eine oppositionelle Entscheidung. Ich wollte für den Kommunisten keine Waffe in die Hand nehmen. Ich hätte im „Ernstfall“ auf meinen Cousin schießen müssen, das erschien mir, und erscheint mir bis heute, so was von krank, dass es schon weh tut.
Bei meiner Erstmusterung wusste ich noch nicht mal, dass es Bausoldaten gab, da bin ich noch zum KFZ-Dienst gemustert. Komischer Weise hat man mich dann bis 1983 in Ruhe gelassen. Da ich in der katholischen Jugend recht aktiv war, bedeutete das schon von Haus aus eine Opposition gegen die DDR. Wir hatten damals einen Kaplan in Finsterwalde, der uns in dieser Haltung auch stark unterstützte. Durch ihn bin ich auch das erste Mal mit dem Gedanken an Waffenverweigerung konfrontiert worden, er betreute (soweit das überhaupt möglich war) eine Bausoldatentruppe in Doberlug-Kirchhain (Ich glaube die bekamen so gut wie gar keinen Ausgang). Und dann gab es irgendwann doch so etwas wie ein Schlüsselerlebnis. Wir hatte alle die Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ auf unseren Parkas. Eine Freundin von mir wurde durch die Polizei von Arbeit abgeholt, zum Abtrennen und mir kam ein freundlicher Polizist in Lukau hinterhergerannt, als ich mit dem Motorrad vorbeifuhr. Ich hatte die Karre auf dem Markt noch nicht abgestellt, da war er schon ran, ich sollte sofort den Aufnäher ab machen. Natürlich hab ich mich erst mal geweigert und durfte ihn dafür zur Wache begleiten. Dort endete das interessante Gespräch mit mehreren Herren damit, dass ich den Aufnäher abtrennte. Zum Abschied sagte ich den Herren noch, dass ich mir dann Gedanken machen muss, wie ich meinem Friedenswillen Ausdruck verleihen kann. Danach war mir klar, für „die“ nehme ich keine Flinte in die Hand. Als ich dann im Frühjahr 83 zur Nachmusterung sollte, hab ich denen, mit Einschreiben, meine Entscheidung mitgeteilt.
Zu der Zeit arbeitete ich als Baumaschinist in einem Kieswerk. Ab dem Zeitpunkt, da meine Spatientscheidung bekannt wurde, spielten die da Jojo mit mir. Je blöder die Arbeiten waren, desto eher durfte ich sie machen, irgendwann haben die es dann überzogen und ich habe mir innnerhalb von 14 Tagen eine andere Arbeit gesucht. Ich wurde Krankenfahrer beim DRK, dort habe ich nie auch nur Ansatzweise eine Benachteiligung erfahren und bin da auch noch bis heute.

Bernhard Wagner

zurueck129

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