Jörg Lewerenz

Prora - Zeitzeugen
Jörg Lewerenz - E-Mail-Nr. 206

Ich bin auf diese Seite durch einen Tip meiner Tochter gestoßen. Nein, ich suche hier jetzt aktuell nicht.Aber Prora interessiert mich. Nur wenige Leute kennen das überhaupt. Ich bin am 28.08.1951 hier geboren worden. In einem "Neubau" vorn an der Bahnlinie. Ich war ca. 2001 noch mal da. Da gab´s in meinem Geburtshaus sogar noch eine Frau, die sich an meine Familie erinnern konnte. Mein Vater war Spätheimkehrer (1949) aus Rußland, hat da Antifa- Schule gemacht und ist dann gleich irgendwie zur KVP gekommen. Die waren damals dort einquartiert. Einzelheiten habe ich leider nie erfahren. Meine Mutter war zu der Zeit Kindergärtnerin in Sellin. Sie stammt aus Sachsen, es war ihre erste Anstellung. Mein Vater stammt aus Rostock. Ca. 1953 hatten wir einen Urlaub in eben diesem KdF-Objekt, obwohl wir nur ein paar Meter davon entfernt gewohn haben, haben wir dort für 14 Tage einen Ferienplatz bekommen. Was für ein Schwachsinn. Es war das letzte Segment rechts von Land aus gesehen (Richtung Binz). Ich kann mich erinnern, daß es damals auf der Betonstraße davor (oder dahinter) große Bombenlöcher gab, in denen schönes, klares Grundwasser zu sehen war. Hat mich beeindruckt. Das Urlauberheim hieß damals glaube ich "Walter
Ulbricht". Ich weiß jetzt gar nicht, ob das historisch zusammenpasst. Ich war ca. 2000 nochmal da. Meine "Mutti" hatte damals einen Ferienplatz gebucht, das nannte sich "Mutter und Kind-Urlaub". Das hat wohl 38,-DM pro Person und Nacht gekostet = 114,- DM für`s Zimmer. Das war Nostalgie pur. In den breiten Fluren vor den Zimmern standen damals (in den 50gern) Klubtische und Sessel. Die waren jetzt in den Zimmern. Zerledert, mit abgebrochenen Rückenlehnen. Das Bad war riesengroß, aber mit den Sanitäreinrichtungen, original aus den 30iger Jahren. Es hat viel Überwindung gekostet das zu nutzen.
Nein, mit den Bausoldaten hatte ich nichts zu tun. Mein Vater war damals irgendwie gleich Offizer, ist dann zur NVA gewechselt, hat dann eine Diplomatenausbildung gemacht, ist aber nie Diplomat geworden. Keine Ahnung warum nicht. Vielleicht war er einfach keiner. Zuletzt (1966) war er Politoffizer ols Oberst. Seit Ende 2007 kenne ich meine Stasi-Akte. Es sind insgesamt knapp 4 Jahrgänge, die bisher gefunden worden. Es sind ca. 1000 Seiten. 650 habe ich kopieren lassen.
Mein Vater hat sich 1970 an die Stasi gewandt, mit der Bitte um Hilfe bei meiner Erziehung. Da ist ein 12-seitiger handschriflicher Brief in der Akte. Wenn die Stasi bei uns zu Besuch war, ist meine Mutter von den Gesprächen ausgeschlossen gewesen.  Mein Vater hat auch Prämien für seine Zuarbeit bekommen. Meine Mutter hat von all dem angeblich nichts gewußt. Meine Tante, die da aktiv beteiligt war, weiß auch von nichts. Ist schon erstaunlich, diese Ignoranz.
Mich hat die Scheiße meine berufliche Karriere gekostet. Ich hab mal einen Menschen getroffen, der kannte alle
DDR-Knasts von innen. Der hat dann mal im Suff versucht, die Mauer zu überklettern. Dafür hat er 18 Monate Strafe bekommen, jetzt bekommt er jeden Monat 240,-€ Opferrente. Ich habe nichts "Böses" getan und bekomme
HARTZIV.
Ja, gut jetzt. Wenn ich Euch irgendwie helfen kann, würde ich das sehr gern tun. Einige Lebenserfahrung hab ich schon, war 15 Jahre selbständig, davon 5 Jahre als Wirtschaftsdetektei. Bin zwar jetzt beim hächseln, hab aber immer noch einige hundert Personen-Akten.

LG Jörg.'

zurueck153

_______________________________________________________________________________________________

Startseite; Zum Gedenken; Presseseite; Prora; Fragen; Bausoldaten; Vorgesetzte; Literatur; Gästebuch; Kontakte; Termine; Links

Copyright ©